Back to the roots – Meine schönsten Kindheitsspots im Ruppiner Land

Back to the roots - Meine schönsten Kindheitsspots im Ruppiner Land

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Die Corona-Pandemia lässt große Flugreisen in die Ferne aktuell nicht zu. Aber warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist. Das dachten sich auch Lea und ihre Schwester. In ihrem Reisebericht geben sie viele tolle Tipps für einen Tagesausflug ins Brandenburger Land.

Warum also nicht einfach den nächsten Familienurlaub in Brandenburg planen? Euch erwarten Pferdeausritte entlang blühender Rapsfelder, Ländliches Bauerhofidyll und ganz viel Natur.

Kurzum: Brandenburg ist das ideale Urlaubsziel für Unternehmungslustige Familien


Back to the roots – Meine schönsten Kindheitsspots im Ruppiner Land

Es ist kalt und neblig, der Himmel leuchtet in einem trüben Weiß. Meine Schwester und ich sitzen im Auto und hören Neil Young. Weil wir auf dem Weg zu unserem Ausflugsziel im nördlichen Brandenburg immer Neil Young gehört haben und das hier ein Revival ist. Ein winterliches und von Corona-Einschränkungen gezeichnetes Revival zwar, aber ein Revival. Ein paar Tage zuvor hatten wir beschlossen, dass es Zeit ist, mal wieder rauszukommen. Raus aus dem Homeoffice-Alltag, raus aus der Stadtwohnung, raus aus Berlin.

Die gewöhnlich von vergnügter Streitlust und zänkischem Frohsinn geprägten Diskussionen um die Frage, wohin die Reise gesehen soll, klemmten wir uns diesmal. Ohne lange zu überlegen, entschieden wir uns für einen Tagesausflug, der uns noch aus Kindheitstagen vertraut ist: Zuerst ein Abstecher in die Neuruppiner Altstadt, dann über den Wildtierpark Kunsterspring zur Badestelle am Großen Wummsee, einem von tiefen Wäldern umgebenen Klarwassersee. Auch wenn das öffentliche Leben in Neuruppin wie in allen Städten außer Kraft gesetzt ist, der Tierpark vorübergehend geschlossen wurde (am 16.02 wird er wieder öffnen!) und der Wummsee zum Baden viel zu kalt ist, sind wir entschlossen, unsere einst heiß geliebten Kindheitsspots zu besuchen und neu zu entdecken. Winterliche Jahreszeit und pandemiebedingter Schneewittchenschlaf können uns nicht aufhalten, ganz sicher nicht!

Wir sind neugierig und freudig, abgeklärt und ein bisschen furchtsam. Wir fühlen uns, als würden wir einen alten Freund besuchen, den wir lange nicht gesehen haben.
An einem Samstagmorgen Anfang Februar packen wir dicke Pullover, Proviant und Rucksäcke ins Auto und machen uns auf in Richtung Norden.

Während Neil, wie damals in Papas Auto, hoch und markerschütternd über Liebe und Leben singt und meine Schwester, ausgelassen wie schon lange nicht mehr, die Mundharmonika-Melodie auf dem Lenkrad mitklopft, kommt mir der Gedanke, dass es vermutlich allzu menschlich ist, sich in schwierigen Zeiten auf Altvertrautes, Stilldagewesenes und Immerfortgeliebtes zu besinnen. Was sonst bringt so viel Trost?

Nach circa 50 Minuten Fahrt erreichen wir die Neuruppiner Stadtgrenze. Vorbei am altehrwürdigen Ruppiner Klinikcampus aus rotem Backstein, vorbei an hübschen Einfamilienhäusern und einem fröhlichen Meer aus bunt gestalteten ehemaligen Plattenbauten gelangen wir in die Innenstadt. Am zentral gelegenen Bahnhof Neuruppin Seedamm befindet sich ein öffentlicher Parkplatz, wo wir das Auto abstellen können. Von dort ist es nur ein Katzensprung in die Altstadt. Und die ist wirklich zauberhaft. Niedriggeschossige Altbauhäuser in warmen Pastelltönen schmiegen sich in ihren klaren Linien eng aneinander, säumen die breiten Straßen und umrahmen die riesigen, von ausladender Großzügigkeit geprägten Plätze. Steht man auf dem Neuruppiner Schulplatz, breitet sich vor einem eine Weite aus, die angesichts des Stadtumfeldes geradezu unwirklich anmutet.

Gäbe es keine Pandemie, würde hier ein großer Wochenmarkt stattfinden, an dessen Besuch in Kindheitstagen ich mich noch lebhaft erinnern kann: Während meine Mutter frisches Obst und Gemüse von den lokalen Bauernhöfen kaufte, schwirrten meine Schwester und ich mit meinem Vater über den großen Markt, kundschafteten alles aus und saugten die feinen Gerüche um uns herum auf.
Brauchte meine Mutter länger beim Einkaufen, setzten wir uns im Sommer an das große Brunnenbecken vor dem Alten Gymnasium, ein schlossartiges Barockgebäude, inzwischen Kulturzentrum, und planschten im knöchelhohen Wasser inmitten kleiner Wasserfontänen.

Neuruppin, Altes Gymnasium, Foto: TMB Fotoarchiv/Steffen Lehmann

An diesem Tag ist der Platz weitestgehend leer; Winterwetter und Coronabeschränkungen haben ihren Spuren hinterlassen. Wir lassen uns davon jedoch nicht weiter irritieren und spazieren, dick eingemummelt, zum nächsten outdoortauglichen Lieblingsspot.

Fünfhundert Meter entfernt vom großen Schlossplatz befindet sich der historische Tempelgarten. Durch ein großes Eingangstor, das mit seinen Fliesenornamenten und orientalisch anmutenden Formen inmitten der Altbauten wie herbeigeträumt wirkt, treten wir ein in die Parkanlage. Und stellen fest: Der Garten hat seinen besonderen Zauber über die Jahre keineswegs verloren. Was Kronprinz Friedrich als „Amalthea-Garten“ schuf und später im Stile arabischer Baukunst vollendet wurde, erstrahlt selbst im grauen Februarwetter in seinem ureigenen Glanz. Auf schneebedeckten Wegen schlendern wir an der gemauerten Terrasse des Tempelgartenrestaurants vorbei, passieren steinerne Rotunden mit hoheitsvollen Amphoren, bebilderte Wintereinhausungen barocker Skulpturen und breite geschlungene Sandsteintreppen. Manchmal halten wir kurz inne, um den anderen auf etwas aufmerksam zu machen, etwa auf die tropfenförmigen roten Mauertürme oder den zwischen Wintergrün hervorstrahlenden, weißen Apollo-Tempel.

Neuruppin, Apollo-Tempel, Tempelgarten, Foto: TMB Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Plötzlich erinnert sich meine Schwester daran, wie meine Mutter uns bei einem Spaziergang aufforderte, ein Lieblingsdetail auszuwählen aus all den romantischen Details, die zum Teil offen sichtbar, zum Teil eher versteckt den Garten zieren. Während meine Schwester sofort auf eine Putte mit süßen Pausbäckchen zeigte, soll ich das Ganze mit großem kindlichen Ernst angegangen sein und mir viel Zeit für die Aufgabe genommen haben. Meiner Schwester zufolge fiel meine Wahl schließlich auf „so ne herrschaftliche Männerskulptur, weil dir der Federhut so gut gefallen hat“. Darüber müssen wir beide lachen.

Als wir den Spaziergang beenden, ist es ungefähr dreizehn Uhr. Im eisblauen Februarlicht machen wir uns auf den Weg, um einen Nachmittagsimbiss zu kaufen. Nur zwei Gehminuten vom Tempelgarten entfernt, beim italienischen Restaurant Piazza, gibt es leckere mediterrane Gerichte zum Mitnehmen. Während meine Schwester dort eine Pizza Margherita für uns beide bestellt, statte ich dem nahe gelegenen und für seine Eiskreationen berühmten Eiscafé Paolo Zambon einen Besuch ab. Hier gibt es eine riesige Auswahl an selbstgemachtem Eis, darunter auch vegane und laktosefreie Sorten. Ebenso wie meine Schwester lasse ich das Essen einpacken und gemeinsam ziehen wir damit weiter zum Neuen Markt, einem mitten in der Altstadt gelegenen, großzügigen Flanierplatz. Schon von Weitem vernehmen wir vergnügte Kinderstimmen, denn der „Alte Fischmarkt“, wie der Platz ursprünglich genannt wurde, beherbergt neben einer großen Freifläche zum Sporttreiben auch einen schönen Spielplatz. Wir nehmen auf einer der vielen Holzbänke Platz, essen, den Pizzakarton auf den Knien, die leckere Pizza und machen uns anschließend über das wirklich fabelhafte Eis her.

Die Atmosphäre an diesem kalten Wintersamstag ist gelöst: Kleine und große Kinder vergnügen sich auf Wipp-Tieren, Wackelbrücke oder Rutsche. Andere toben über den Platz, klettern begeistert auf dem großen „Fischernetz“ oder backen auf einem der beiden Matschtische Schneekuchen. Die Eltern sitzen auf den Bänken und lassen sich, ebenso wie wir, umgeben von alten Linden und Kastanien einen spärlichen Zipfel Wintersonne ins Gesicht scheinen.

Zu guter Letzt machen wir noch einen Abstecher zum nahe gelegenen „Bollwerk“, wie die Uferpromenade von den Neuruppinern genannt wird. Von hier aus hat meinen grandiosen Ausblick auf den weiten Ruppiner See. Eingehakt wandern wir den von Steintreppen gesäumten Uferweg entlang und lassen den Blick über den zugefrorenen See schweifen. Aussichtspunkte bilden die zahlreichen Stege, die sich dunkel von der graublauen Eisfläche abheben. Vom großen Steg am linken Ufer hat man eine fantastische Sicht auf die Stadtmauer und das älteste Bauwerk der Stadt, die 750 Jahre alte Klosterkirche St. Trinitatis.

Neuruppin, Ruppiner See, Foto: TMB Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Wenn die Temperaturen steigen und die Pandemiesituation sich entspannt hat, werden hier wieder Ausflugsdampfer in Richtung Ruppiner Schweiz ablegen und das lebendige Treiben rund um den See wird von Neuem beginnen. Aber selbst an diesem verhangenen Februarnachmittag steht das Leben hier keineswegs still, Jogger, Paare und vor allem Familien sind unterwegs und genießen den idyllischen Spaziergang zwischen Seeufer und grünem Altstadtgürtel.

Allmählich wird uns kalt und wir beschließen, die Stadttour zu beenden. Mit dem Auto geht’s weiter zum nächsten Lieblingsort im Ruppiner Land, dem Heimattierpark Kunsterspring. Dieser ist von Neuruppin auch bequem mit dem Bus, z.B. dem 762er oder 787er, erreichbar. Nach einer circa zehnminütigen Fahrt über die Landstraße verwandeln sich die vorbeiziehenden Felder in dichtes Waldgebiet und wir erreichen den Ortsteil Kunsterspring.

Obgleich meine Schwester und ich lange Zeit nicht hier waren, erkennen wir sofort alles wieder: Das grüne Eisentor mit den goldenen Lettern, der von außen abschüssige Blick auf die Tierparkgehege, selbst der leichte Duft nach Wild erscheint uns seltsam vertraut. Hier, wo man heimische Wild- und Nutztiere in ihren naturnahen Lebensräumen beobachten kann, sind wir mit unseren Eltern früher oft gewesen. Der Tierparkbesuch bedeutete jedes Mal einen Schritt in eine neue, äußerst aufregende Welt: Da waren Wölfe, die wir bei der täglichen Fütterung beobachten konnten, Uhus, die mit weit aufgespannten Flügeln über unsere Köpfe segelten und Schlangen und Schildkröten, die uns aus ihren kleinen schwarzen Augen durchs Terrarium musterten. Einmal begegnete uns auf dem Tierparkgelände sogar ein Hirsch, der sich ganz nah an uns herantraute.

Natürlich hatten wir alle unsere Lieblinge: Während es meiner Mutter die Waschbären angetan hatten, die sich seelenruhig beim Waschen am Teich beobachten ließen, begeisterte sich mein Vater für die quirligen und äußerst spielfreudigen Iltisfrettchen. Meine Schwester und ich liebten vor allem die Haustiere; die seltsam aussehenden ungarischen Wollschweine, schwarzköpfigen Rhönschafe und dickfelligen, runden Shetlandponys. Zum Abschluss ging es auf den zwischen Fischotterbach und Streichelgehege gelegenen Abenteuerspielplatz. Was waren das für schöne Familiennachmittage! Wir nehmen uns vor, den Tierpark demnächst zu besuchen.

Fischerei Altfriesack, Foto: TMB Fotoarchiv/Steffen Lehmann

Bevor wir wieder ins Auto steigen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die gegenüberliegende Fischräucherei. Hier, wo der frischeste und leckerste Räucherfisch weit und breit angeboten wird, haben meine Eltern im Anschluss an den Tierparkbesuch immer eine duftende, in Papier eingewickelte Räucherforelle gekauft. Beim Picknick am nahe gelegenen Wummsee wurde sie dann, zusammen mit mitgebrachtem Baguette und Salat, verspeist. Welch ein Genuss!

Wir brechen auf zur letzten Station unseres Tagesausflugs, dem circa 25 Minuten mit dem Auto entfernten Großen Wummsee. Er gilt als einer der schönsten Klarwasserseen Norddeutschlands und gehört, ebenso wie die von ihm getrennten Nachbargewässer, zu einem riesigen Wald- und Naturschutzgebiet. Auf dem Wanderparkplatz „Grüne Hütte“ stellen wir das Auto ab. Über einen verschlungenen Waldweg gelangen wir zu der am Ostufer gelegenen Badestelle. Und dann liegt er vor uns, der weite, schnee- und eisbedeckte Wummsee.

Hier habe ich im glasklaren Wasser meine ersten Schwimmstöße gemacht und später meine Taucherbrille eingeweiht (bei mehreren Metern Sichtweite unter Wasser ein Riesenvergnügen). Hier haben meine Schwester und ich, auf einem ins Wasser ragenden Baumstamm sitzend, Fischbrötchen gegessen und über spannende Vorhaben gegrübelt, etwa darüber, ob es möglich wäre, die im See schwimmenden Rotfedern mit bloßen Händen zu fangen oder ob wir es schaffen würden, zu einer der im See gelegenen Inseln zu schwimmen.

Großer Wummsee, Foto: Lea Elsner

Es hat sich nichts verändert; der Baumstamm, der flache Sandstrand, der von Erlen gesäumte Uferrand; alles ist, wie es einst war. Und doch erscheint der Ort, jetzt im Winter, anders. Es ist ein bisschen, als wäre die Zeit stehen geblieben: Der See liegt zugefrorenen und ruhig vor uns, die Badestelle ist leer, um uns herum rauchatmige, schneekalte Stille.

Wir bleiben noch eine Weile und schauen zu, wie die Wälder rund um den See allmählich vom aufziehenden Nebel verschluckt werden. Dann wandern wir, mit einem warmen Gefühl im Bauch, zurück zum Auto.

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